Hinter der Überschrift stecken ein paar interessante Blickpunkte und Fragen, welche ich im Folgenden mit Euch teilen möchte.
Was wirklich zählt, ja, dass definiert doch wahrscheinlich jeder für sich. Ist es möglich, hierüber eine Verallgemeinerung zu machen? Wäre der Versuch dies zu tun, im Zweifelsfall nicht ein wenig anmaßend oder würde Gefahr laufen, kränkend bzw. bevormundend aufgefasst zu werden?
Diese Gefahr besteht natürlich, dennoch möchte ich es mit den folgenden Zeilen versuchen. Ich möchte Euch an den Gedanken teilhaben lassen. Am Ende könnt Ihr selbst entscheiden, ob in den Zeilen etwas drinsteckt, dessen Ihr zustimmt oder nicht. Das überlasse ich Euch. Hier geht es um meine Sicht auf das was wirklich zählt.
Was für uns wirklich zählt definieren wir abhängig von verschiedenen Zeitpunkten und Lebensabschnitten ganz unterschiedlich. Als Kinder haben wir viele Wünsche. Uns sind unser Spaß und unser Spielzeug sowie unsere Freunde wichtig. Uns ist wichtig, dass wir toben können, von Mama und Papa die gewünschte Aufmerksamkeit und Anerkennung erhalten und das so viele unserer Wünsche erfüllt werden, wie es eben geht. Das ist ganz normal. Als Kinder können wir uns noch nicht in dem Maße Gedanken über die Welt machen, wie es Erwachsene können. Wir können noch nicht die Tragweite unserer Handlungen abschätzen und leben im Augenblick, direkt und impulsiv, mit allen Emotionen, die sich zu den jeweiligen Zeitpunkten offenbaren.
Während wir heranwachsen, verändert sich unsere Wahrnehmung und unser Denken. Wir sind dazu imstande, komplexere Gedanken über die Welt zu fassen und werden uns der Tragweite unserer Handlungen bewusster. Nichtsdestotrotz handeln wir in vielen Situationen unbewusst, anhand erlernter Muster, Glaubenssätze und Überzeugungen. In diesem Alter sind uns ganz andere Dinge wichtig. Abhängig von unserem sozialen Status und unserem Milieu, gibt es ein mannigfaltiges Spektrum an Dingen, die zu diesem Zeitpunkt für uns wichtig sind. Manch einer oder eine, möchte einfach nur aus seiner Umgebung fliehen. Möchte überleben und sich irgendwo ein besseres Leben aufbauen. Manche von uns, wollen einen großartigen Schulabschluss machen, um später einen guten Job zu bekommen. Andere wiederum, wollen etwas vom Leben entdecken, wollen Erfahrungen mit dem ersten Freund oder Freundin sammeln, sich vielleicht über ein Verbot erheben und an Alkohol austesten, bei einer Party über die Stränge schlagen und ein bisschen etwas vom Nektar des Lebens kosten. Was wir in unserem Bewusstsein als das was zählt definieren, ist ebenso hochindividuell, wie die Menschen selbst.
Ein bisschen später, nachdem wir die Pubertät und Schulzeit gut oder weniger gut überstanden haben, ändert sich erneut, was für uns wichtig ist. Wir wollen einen Studiums Platz an einer guten Uni, einen Ausbildungsplatz, einen Job, mit dem wir direkt etwas Geld verdienen können, den Partner oder Partnerin fürs Leben finden, eine Karriere als Sportler machen, die besten Klamotten haben, die meisten Likes auf Instagram oder den angesagtesten YouTube Kanal.
Ein paar Jahre weiter sind wir voll in unserer Routine. Wir sind in unserem Job und das was wir wollen, was augenscheinlich für uns zählt, hat sich erneut verändert. Wir wollen vielleicht Karriere machen, vielleicht viel Geld verdienen, vielleicht Zeit mit unseren Freunden und Familie verbringen, vielleicht die Welt bereisen, vielleicht noch eine weitere Ausbildung machen, ein Unternehmen gründen oder uns den Traum von einem bestimmten Auto erfüllen, einen neuen Fernseher haben oder andere Konsumgüter unser Eigen nennen.
Die Grenzen hierbei sind nicht eindeutig. Vielmehr ist es ein fließender Prozess, welcher keinem genauen Alter zugesprochen werden kann, da unsere Bedürfnisse und die Dinge, welche für uns zählen, stark von unseren Kulturellen und Sozialen Umständen geprägt werden. Die Wechselseitige Beeinflussung mit unserer Umwelt prägt Zeit unseres Lebens das, was wir in unserem, nennen wir es aktiven Bewusstsein, als das verstehen, was für uns zählt.
Hier mal ein paar Beispiele aus verschiedenen Bewusstseinsstufen zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Vielleicht erkennst Du dich in einem wieder.
„Ich möchte das der junge mich mag.“
„Ich brauche den neuen 3D Fernseher.“
„Ich muss ein erfolgreicher Anwalt werden.“
„Ich muss Medizin studieren, sonst werde ich nicht anerkannt.“
„Ich will so viel Geld verdienen, dass ich mir einen Porsche leisten kann.“
„Ich will die Anerkennung der anderen und das sie zu mir aufblicken.“
„Ich will morgens ohne Schmerzen aufwachen.“
„Ich will, dass es meinen Kindern an nichts fehlt.“
„Ich will, dass meine Kinder gute Noten nach Hause bringen.“
„Ich will, dass meine Kinder ein Musikinstrument erlernen.“
„Ich will, dass die anderen Kinder mich cool finden.“
„Ich will ein paar Marken Schuhe haben, damit ich nicht mehr gemobbt werde.“
„Ich will das neue iPhone haben, damit die anderen mich cool finden.“
…
Die Liste ließe sich nahezu endlos fortführen. Es würde an dieser Stelle allerdings den Rahmen sprengen, allein die Dinge vollständig aufzulisten, von denen ich durch Gespräche weiß, dass Menschen diese in den jeweiligen Situationen als das definieren, was für sie zählt.
Daher versteht die obigen Beispiele bitte nur als ganz geringen Ausschnitt, welcher zur Verdeutlichung der Thematik dient.
Es geht nämlich um folgendes. Durch viele Gespräche und Beobachtungen fällt mir immer wieder auf, dass ein Großteil von dem was für uns zählt, einem Zustand von Alltagsdenken und Unbewusstheit entspringt.
Vor dem Blick auf die Vergänglichkeit ändern sich diese Dinge schlagartig. Natürlich denken wir nicht Tag täglich über die Vergänglichkeit nach, darüber, dass die Anwesenheit von uns und unseren Mitmenschen hier Tag täglich nicht selbstverständlich ist. Wie könnten wir auch. Zu sehr sind wir in unserem jeweiligen Alltag gefangen und wenn wir einmal etwas freie Zeit haben, wollen wir diese genießen und uns nicht mit Gedankenexperimenten über die Vergänglichkeit und das Sein beschäftigen.
Es ist auch kein einfaches Thema, da es uns in möglicherweise in eine Tiefe ziehen könnte, welche wir nicht gut händeln können.
Wir können also sagen es ist normal, dass wir das Thema der Vergänglichkeit in unserem Alltag erfolgreich verdrängen oder außer Acht lassen, damit wir unseren Alltag bewältigt bekommen.
Richtig bewusst wird uns dieses Thema häufig erst durch einen Schicksalsschlag. Wenn wir durch Krankheit oder Tot mit dieser allgegenwärtigen, jedoch in unserem Bewusstsein sehr wenig präsenten Thematik, konfrontiert werden.
In diesen Momenten ändert sich was zählt noch einmal fundamental. Und ich behaupte an dieser Stelle, lässt sich eine Verallgemeinerung machen. Aus allen Gesprächen, welche ich in diesen Situationen mit Menschen geführt habe, wurden drei Dinge sehr deutlich. Das Leben selbst, Familie und Freunde.
Menschen, die einen solchen Schicksalsschlag erleiden oder in zweiter Reihe davon betroffen sind, definieren das was wirklich zählt ganz anders. Und allen ist eins gemeinsam, die drei oben genannten Gebiete, Leben, Familie und Freunde sind für sie das, was wirklich zählt.
Aus persönlicher Sicht kann ich mich dieser Sichtweise nur anschließen. Es liegt förmlich auf der Hand, dass das Leben selbst die Grundvoraussetzung dafür ist, all die Eindrücke und Erfahrungen hier überhaupt machen zu können. In diesen Momenten merken wir auf eine sehr fundamentale Art- und Weise wieder, dass wir soziale Wesen sind und Familie und Freunde den höchsten Stellenwert einnehmen.
Wir können also sagen was zählt ist unser Leben, unsere Familie und unsere Freunde. Danach kommen all die weltlichen Dinge, die uns im Alltag begegnen und die wir im laufe unseres Lebens erleben, konsumieren, benutzen und genießen. Aber die Grundvoraussetzung für all das, ist das Leben selbst.
Wir können uns dies nicht täglich vor Augen führen, aber ich glaube es lohnt sich für uns, wenn wir dies immer mal wieder tun, um unseren Kompass entsprechend auszurichten. Ich bin davon überzeugt, dass uns dies dabei hilft, mehr Balance in unser Leben zu bringen und die schönen Dinge des Lebens mehr zu schätzen und die unerfreulichen Dinge des Lebens leichter los zu lassen oder daran zu wachsen.
Es hilft uns dabei, jede Erfahrung, ob gut oder schlecht, als Geschenk anzusehen. Denn wenn wir unser Leben nicht hätten, könnten wir keine der Erfahrungen machen.
In diesem Sinne freue ich mich, wenn dich die Zeilen inspiriert oder berührt haben und du vielleicht einen neuen Blickwinkel oder Gedanken über die ein oder andere Situation in deinem Leben bekommst.
Alles Liebe
Pierre